Vom zündenden Funken zum weltumspannenden Netzwerk

Die Mitglieder der ersten DÜ-Vereine waren Unternehmer, die in ihren Fabriken Dampfkessel betrieben. Beim DÜV Lenne, Sieg und Dill angestellt wurde 1872 ein einziger Mitarbeiter, Oberingenieur A. Veith, der mit 2.500 Talern jährlichen Mitgliedsbeiträgen 245 Dampfkessel betreute. Der Ruhrorter DÜV zu Duisburg e.V. startete 1898 mit ebenfalls einem Ingenieur für 872 Dampfkessel, vom DÜV Dortmund e.V. wurden 1900 gleich sechs Ingenieure beschäftigt. Als sogenannte „Idealvereine“ strebten sie nicht nach Gewinnerzielung. 

Die DÜV der Region wuchsen, ihre Aufgaben änderten sich, sie wurden zu TÜV umbenannt und zusammengelegt, umstrukturiert, neu organisiert. Sie blieben jedoch Idealvereine, und das fast 100 Jahre lang! Erst in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts begann diese Organisationsform an ihre Grenzen zu stoßen. Der aus den diversen fusionierten Vorgängervereinen entstandene Rheinisch-Westfälische Überwachungsverein e.V. gründete 1973 seine erste Tochtergesellschaft, 1979 folgte die erste Auslandsgesellschaft TÜV UK Limited in London. 1989 kam die große Zäsur: Die Mitgliederversammlung des RWTÜV e.V. beschloss eine Satzungsänderung, die die Wahl eines hauptamtlichen Vorstandes in Anlehnung an eine Aktiengesellschaft ermöglichte. Der Weg zur Gründung der Holding INDUS GmbH war geebnete, die die Beteiligungs- und Tochtergesellschaften rechtlich sauber führen durfte. Außerdem wurde für die Aufsichtsfunktion im Verein – in klarer Trennung zur operativen Geschäftsführung durch den Vorstand – ein Verwaltungsrat gegründet. 

Die Umstrukturierung kam zur rechten Zeit, um flexibel auf die Entwicklungen reagieren zu können, die in den Neunzigerjahren den RWTÜV herausforderten: Nicht nur führten entsprechende Beschlüsse der EG-Kommission zu einem langfristigen Wegfall der alleinigen Überwachungsbeauftragung der TÜV in Deutschland – immerhin 50% des damaligen Geschäftsvolumens des RWTÜV; auch der Beschluss der NRW-Regierung zum Ausstieg aus der Kernenergie hatte das Wegbrechen eines Hauptergebnisträgers zur Folge. 

Der neue Vorstand nahm die Krise als Chance und beschloss, den RWTÜV in eine Rechtsform umzuwandeln, die endlich eine klare Gewinnausrichtung erlaubte. Außerdem sollten durch Trennung einzelner Geschäftsbereiche der Fokus geschärft und strategische Optionen eröffnet werden. Investitionen, Kooperationen und Fusionen mit anderen technischen Dienstleistern sollte ebenso ermöglicht, wie Auslandsgeschäft ausgeweitet werden. Mit der Akquise der Van Ameyde International B.V. wurde das Profil als Anbieter für Versicherungsservices aufgebaut, zudem wollte man neue Technologiebereiche wie z.B. IT / IT-Sicherheit und Telekommunikation ins Visier nehmen. Sukzessive wurde der RWTÜV organisatorisch weiterentwickelt: Gemeinsam mit der DMT Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH entstand 1993 die CUBIS AG, eine Holding, der sich auch die TÜV Thüringen AG anschloss; mit Gründung der secunet AG oder der Auslagerung der CETECOM bekamen weitere operative Tätigkeiten eigenes Gewicht und Sichtbarkeit im Markt.